Der erste Band ("Spurenwende") beginnt in unserer Gegenwart und erstreckt sich bis ins Jahr 2019. Er bildet das erzählerische Fundament des Romans, in dem die Geschichten von acht Protagonisten in variierenden Perspektiven verhandelt werden, Personen unterschiedlicher Gesinnung, Abkunft und Sexualität, die eingangs alle in mehr oder minder umtriebigen Ab-, Auf- oder Umbruchssituationen angetroffen werden. 

Da ist zunächst Gideon, ein windiger Charakter, der beherzt zwischen den Empfindungslagen der All- und Ohnmacht schwingt. Kurz vor dem Abschluss seiner Doktorarbeit in Psychologie begibt er sich schlechterdings in eine ihn vollkommen überfordernde Affäre mit der Frau seines Professors, was letztlich dazu führt, dass er die Universität verlässt und sich wieder zu den Niederungen seiner Eltern begibt, Leitern eines Kleinunternehmens für Eigenheimsicherheitstechnik in St. Georgen, die einstmals tief in der Konventionalität der süditalienischen Mafia verwurzelt waren. Nach einjähriger Resignationsphase rafft er sich jedoch eines Morgens auf und macht sich ohne Plan, Ziel oder Zeitvorgabe einfach und vermutlich endgültig davon. Jamal ist ein passionierter, queerer, links-libertärer Pharmakologe aus Manama, der den Schriften Ibn 'Arabîs zugeneigt ist und durch widrige Umstände mehr oder minder unfreiwillig zu einem Protagonisten der bahrainischen Proteste mutiert. Was entschieden gegen seinen Willen beinhaltet, dass er seinen verehrten Arbeitsplatz verliert und sich unschlüssig über die weiteren persönlichen und politischen Entwicklungen dazu entscheidet, ein letztes pharmakologisches Selbstexperiment in der Wüste zu absolvieren, bevor er schweren Herzens einer Stelle in Minnesota nachzugehen gedenkt.

Bei Sualayka haben wir es mit einer Frau zu tun, die man durchaus als ein galantes, abgefeimtes, multinationales Konglomerat bezeichnen könnte, dessen Hintergründe von Haiti, England, Indien über Frankreich und Peru bis nach Deutschland reichen. In letztgenannter Destination arbeitet sie seit einigen Jahren an einer dubiosen Privatuniversität namens "Akademie der fröhlichen Wissenschaft" im Bereich der "Interkulturellen Zukunftsforschung", eine Tätigkeit, die ihren globalwissenschaftlichen Interessen zwar immense Lust bereitet, sie jedoch nicht nur dazu verdammt, ihr akademisches Anerkennungsbegehren runterzuschrauben, sondern auch eine deutsche Kleinstadt zu beziehen; dramatische Umstände, denen sie im Grunde erst innewird, als sie eines Tages Gideon, vielleicht etwas zu unbedarft, am Straßenrand aufsammelt. Ephitas ist ein Streuner. Ein waghalsiger, relativ erfolgreicher aber auch recht desperater Butoh-Tänzer, der sich nach der finalen Trennung von seiner Ex-Frau gänzlich der reflektierten Enthemmung gegenüber seines Substanz- und Sexualitätsgebrauchs ergibt. Weil ihm vollkommen klar ist, dass es nur noch eine Frage von kurzer Zeit ist, bis ihn entweder seine Gläubiger, seine Leber oder jemand Rach- bzw. Eifersüchtiges an den Arsch kriegen werden, plant er noch eine letzte, fulminante Tanzperformance, bevor er sich entschieden aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen gedenkt. 

Bei Haname handelt es sich um den Realtypus einer Radikalsoziophobikerin oder Hikikomori; außer ihrer Verwaltungsarbeit bei einer Schnellimbisskette in Kyoto vermeidet sie jegliche soziale Interaktion. Allerdings hat sie sich eine besondere Methode angeeignet, eine extreme Steigerungsform der Einbildungskraft, die es ihr ermöglicht ihre Tage im Kreise der aufregendsten Personen und Ereignisse zu verbringen: das Treapen, eine Technik, die sie auf einen Pfad zwischen "Trips" (im realen sowie psychedelischen Sinne) und "Dreams" wandeln lässt. Eines Tages wird sie jedoch von einem etwas älteren Mann, sowohl innerhalb als auch außerhalb ihrer Treaps verfolgt, der nicht mehr davon ablässt, sie tatsächlich aufzufordern, eine öffentliche Rede am Speakers' Corner zu halten. Der Ethologe Rüdiger hat sich auf ein langes, sexuell befriedigendes Leben ausgerichtet, das er mit dem gleichen analytischen Elan verfolgt wie seine tierlichen Studien. Er hat ein ausgereiftes, sexologisches Modell erarbeitet, das es ihm erlaubt, den Objekten seiner Begierde uneingeschränkt nachzugehen, ohne sie auf diese zu reduzieren. Man kann beinahe sagen, dass ihm der Grätschsprung zwischen Objektivierung einerseits und dem Aufrechterhalten einer leeren, möglichkeitsbrodelnden Kontingenz andererseits gelungen war. Bis er auf einem Vortrag über das polyandre Verhalten des Gelbstirn-Blatthühnchens Dagmar Tackenberger begegnet, ein Ereignis, das ihn dazu bringt sich für Jahre in die Wälder zurückzuziehen, bevor er plötzlich dem Impuls nachgeht, sich auf die Suche nach seiner hypothetischen Tochter zu begeben, die er mit einer seiner unzähligen Affären gezeugt zu haben glaubt.

Raimundo wiederum ist ein richtiger Allerweltskerl, ein Eisenbeißer und Kampfhahn, dem die Gunst wirklicher Gleichgültigkeit auferlegt ist, einer Gleichgültigkeit, die nichts mit Desinteresse oder Lethargie zu tun hat, sondern ihm gestattet, das herauszufinden, was er, in welchen Momenten auch immer, tatsächlich tun will. Denn seine Gleichgültigkeit reicht derartig weit, dass sie selbst seiner Ungleichgültigkeit standhält. Nach jugendlichen Lehrjahren in Hebron und Wien und einem kurzen Aufenthalt an jenem dubiosen Institut namens "Akademie der fröhlichen Wissenschaft" zieht er zu seiner Cousine Pandora nach L.A. und steigt sukzessive zu einem begehrten, international agierenden Auftragsdelinquenten auf. Und letztlich haben wir da Hoé, der eigentlich erst Protagonist des 2. Bandes ist, dem hier aber bereits eigene "pränatale" Kapitel zugeordnet sind. Bei diesen Kapiteln handelt es sich der Form nach umso benannte Treaps (s.o.), brüchige Prosaentfaltungen, in denen er sich in einem reinen Werden bewegt, Mären des thrakisch-griechischen Zagreus wiederbelebt und in träumerischen Strömen durch Metropolen, Meere und Labyrinthe watet. Wobei er unentwegt Spuren aus den Archiven der anderen Protagonisten verarbeitet, de- und rechiffriert und auf die Zukunft der folgenden Bände hinschreibt.

Im Laufe des ersten Bandes stoßen die sieben Protagonisten in unterschiedlichen Weisen immer stärker aufeinander und kommen zum Teil gemeinsam, zum Teil ganz unabhängig voneinander auf die Idee einen Ort zu suchen, an den sie bisher noch nie gedacht hatten, einen Ort, der sich vielleicht auch gar nicht denken lässt, ein "Realphantasma", über das sehr verschiedene Vorstellungen herrschen. Als sie im letzten Teil dieses Bandes auf der Suche nach jenem Ort schließlich alle zusammenstoßen, verschwinden sie kurze Zeit später in den Sandseen der libyschen Wüste unauffindbar. Der Tag ihres Entschwindens, der nachträglich als der 21.11.2019 bestimmt und von den Medien unter dem Namen unfathomable day popularisiert wird, stößt im weiteren Verlauf des 21. Jhdt. einige maßgebliche wissenschaftliche, politische und weltanschauliche Umwälzungen an. Denn die "erschütternden" Spuren ihres Verschwindens können weder erklärt noch geleugnet werden. Um nur drei von über zwölf gravierenden Sinnwidrigkeiten zu nennen, sei zum Ersten erwähnt, dass die forensischen Untersuchungen keinerlei Hinweise dafür finden, wie diese Personen einem Ort abhandenkommen konnten, an dem sie sich noch einige Minuten zuvor nachweislich aufgehalten hatten. Dafür werden aber zweitens genetische Spuren entdeckt, die es tatsächlich nahelegen, dass sich einer der Verlorengegangen, Ephitas, nur wenige Tage vor seinem Entschwinden ganz und gar körperlich zu einem Wolf, genauer einem Canis lupus lycaon gewandelt haben musste - und ironischerweise trug seine letzte dokumentierte Tanzperformance auch noch den Namen "Wolfsgesänge" (Cantiques d'un Loup). 

Drittens ging Ephitas abwegige Genommutation allem Anschein nach auch noch mit einer gonosomalen Aberration einher, die sein genetisches Geschlecht mit einem XX-Chromosomenpaar versehen haben musste. Zunächst wird heftig darüber gestritten, ob es sich bei Ephitas womöglich schon zu seiner Menschenzeit um eine intersexuelle Person, einen sog. XX-Mann o.ä. gehandelt haben könnte. Allerdings geben die Gewebeproben, die man vom Menschen-Ephitas bisher gesammelt hat, keinerlei Hinweise darauf, und die wenigen Proben, die vom Wolf-Ephitas zur Verfügung stehen, weisen nun einmal eindeutig einen 78, XX Karyotyp auf. So ist nicht einmal klar, ob es sich bei dem humanoiden Wolf tatsächlich um einen "weiblichen Wolf" handelte oder um einen intersexuellen XX-Wolf, der unter Umständen selbst die äußerlichen Geschlechtsmerkmale eines "männlichen Wolfes" aufwies. Und ebenso unsicher ist, was zu mehr Aufregung Anlass geben soll: die dreiste artübergreifende "Mensch-Tier-Verwandlung" oder die diffuse "Mann-Frau-oder-was-auch-immer-Transformation"…